Die SRX600 Typ 3SX ist Yamahas letzte Evolutionsstufe eines Streetbikes in der Verbindung mit einem großen Eintopf - was sie besonders interessant macht.
Wir blicken zurück:
1985 erschien zur Ablösung der damals recht altmodischen SR500 die SRX600. Die SRX hatte ein modernes Design, einen relativ starken Motor sowie aufwendige Technik zu bieten. Zeitgleich brachte Honda die XBR500 auf den Markt. Von 1986 bis 1990 wurden von der Ur-SRX aber gerade mal rund 2600 Stück in Deutschland verkauft. Ursachen dafür waren in erster Linie der recht hohe Preis und der fehlende E-Starter, was sie als Moped für Frauen uninteressant machte.
Der Kickstarter:
1XL Hardcore Freaks werden sofort anmerken, das ihr Bike nach dem ersten Tritt läuft. Alles eine Frage der Technik ...
Meiner Erfahrung nach neigt die SRX zum Zicken, wenn sie lauwarm ist. Mal kurz zwei Kilometer zum Bäcker oder an die Tanke um schnell was zu holen hat immer etwas von Abenteuer, da man nie so genau weiss, ob man wieder ohne weiteres vom Hof kommt. Unangenehm wird es vor allem dann, wenn viele Zuschauer zugegen sind.
Der Hinterreifen:
Die Ur-SRX hingegen wirkt gerade von hinten sehr schmal. Die Folge ist immer wieder mal mitleidiges Lächeln. Dieses Problem lässt sich auch über Umbauten nicht vernünftig in den Griff bekommen. Zum einen, da es aus der Zubehörecke absolut nichts gibt, und zum anderen bedingt durch die Felgenbreite von 2,75 Zoll, die keine breiteren Reifen als einen 130er zulässt. Selbst die Eintragung eines 130/70 ist ein ziemlich aufwendiger Akt, der in Ermangelung jeglicher Herstellerfreigaben vom Ermessen des lokalen TÜV-Sachverständigen abhängt.
Schließlich bringt´s kaum was, da der Reifen auf der schmalen Felge sehr rund wird. Meine Messung hat einen effektiven Breitenzuwachs von ca. 5 mm ergeben. Man könnte über einen Umbau auf das Hinterrad der RD500 mit 3.00 Zoll nachdenken, aber bis RD500 Felge in der Serienoptik der SRX daherkommt und auch konstruktiv angepasst ist, sind einige Bastelaktivitäten erforderlich.
Die logische Konsequenz:
Yamaha stellte wohl irgendwann fest, das es so nicht weitergehen kann und brachte 1990 die SRX600, Typ 3SX; im Prinzip eine komplette Neukonstruktion.
Neuer Rahrmen, Zentralfederbein hinten, 17 Zoll Räder mit 4 Zoll Breite am Hinterrad was einen 160er ermöglicht, E-Starter, neue Bremsanlage, Tank, Sitzbank ...
Das Design lehnt sich nach wie vor an das der Ur-SRX an, aber es wurden diverse Designmerkmale, die den Charakter der Ur-SRX ausmachen, stärker akzentuiert, wodurch sie optisch kräftiger und hübscher wirkt. Da wären z.B. der außenliegende Rahmen, das höhere Heck, der stärker abgewinkelte Auspuff, die abgestufte Sitzbank oder der stärker eingezogene Tank.
Darüber hinaus merkt man die technische Weiterentwicklung beim Fahren sofort. Die 3SX fährt sich wesentlich moderner und hängt auch besser am Gas, trotz der offiziell geringeren Leistung (bezogen auf den Serienstand).
Die ganze Geschichte hat nur einen kleinen Haken. Die 3SX wurde nie offiziell nach DE exportiert. Es gibt nur eine sehr geringe Stückzahl von Grauimporten. Sie ist so gesehen ein Exote. Von der Firma Probike Motorradstudio in 8901 Kissing bei Augsburg wurde seinerzeit die Strassenzulassung erwirkt und anschließend Maschinen nach DE importiert. Die Firma existiert allerdings seit Jahren nicht mehr. Die 3SX wurde bis etwa 1996 in Japan verkauft. Parallel zur 3SX gab es eine 400 ccm Version mit dem Typcode 3VN. Die 3VN war bis zum Jahr 2000 in JP erhältlich.
Nachteile gegenüber der Ur-Version gibt es natürlich auch: die 3SX ist deutlich leiser als eine 1XL, der Sound, gerade wenn man im mittleren Drehzahlbereich Vollgas gibt, hat bei weitem nicht mehr die alte Klangfarbe.
Seitdem ist es auf dem Gebiet der Einzylinder-Straßenmaschinen sehr ruhig geworden. Und die 3SX stellt somit die letzte und zugleich schönste Variante dieser Motorrad-Kategorie dar.
Technische Daten: 3VN/3SX 1990 - 2000
Fahrgestell-Nummern:
Modellbezeichung | Typ-Code | Erscheinungsdatum | Fahrgestell-Nr | Farbcodes |
---|---|---|---|---|
SRX600 | 3SX1 | Feb 1990 | ab 3SX-027101 | 0156, 0187 |
SRX600 | 3SX2 | Jun 1991 | ab 3SX-037101 | 0095, 0156 |
SRX400 | 3VN1 | Feb 1990 | 3VN-064101 - 086000 | 0156, 0187, 0192 |
SRX400 | 3VN2 | Jun 1991 | 3VN-086101 - 092000 | 0095, 0156, 0187 |
SRX400 | 3VN5 | Mai 1996 | k. A. | 00T9 |
Farbcodes:
Farbcode | Bezeichnung | Kürzel |
---|---|---|
0095 | Salt Lake Silver | SLAS |
0156 | Black Metallic 2 | BM2 |
0187 | Dark Red | DR |
0192 | Dark Grayish Cyan | DGCM1 |
00T9 | Competition Silver | k. A. |
Motor:
die Angaben zur Leistung schwanken:
Probikes Gutachten:
- 28 kW bei 6000 min-1
- Vmax: 151 km/h
Meßwerte Motorrad Ausgabe 18/1992 S. 24
- 30 kW (41 PS) bei 6500 min-1
- Drehmoment: 50 Nm / 5000 min-1
- Beschleunigung: 0 - 100 km/h: 6,3s
- Vmax: 162 km/h
Meßwerte Motorrad-Magazin mo Ausgabe 07/1992 S. 9
- 40 PS bei 6600 min-1
- Drehmoment: 48 Nm / 5100 min-1
- Beschleunigung: 0 - 100 km/h: 6,6s
- Vmax: sitzend 151km/h, liegend 162 km/h
Yamaha Prospekt- und WHB-Werte
- 31 kW (42 PS) bei 6500 min-1 (24,3 kW (33 PS) bei 7000 min-1)
- Drehmoment: 49 Nm (4,9 kg m) / 5500 min-1 (34 Nm (3,4 kg m) / 6000 min-1)
Fahrwerk:
- Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen mit angeschraubten Unterzügen
- Zentralfederbein siebenfach verstellbar
Bremsen:
- vorne Vierkolben-Festsattel, Durchmesser 320mm
- hinten Zweikolben-Festsattel, Durchmesser 260 mm
Gewicht:
- 149 kg Leergewicht (Werksangabe)
- 175 kg vollgetankt (Meßwert)
Räder:
- Vorderrad: Felge 3.00x17, Bereifung: 110/70/17 oder 120/70ZR17 (Standard Größe Probikes)
- Hinterrad: Felge 4,00x17, Bereifung: 140/70/17 oder 160/60ZR17 (Standard Größe Probikes)